Kaum zu glauben, aber unser Studiengang Patentingenieurwesen hat letzte Woche seinen 20. Geburtstag gefeiert. (Noch weniger zu glauben: Ich arbeite schon 10 Jahre!) Neben einigen hochkarätigen RednerInnen (siehe unten) kamen auch noch StudentInnen aus allen Jahrgängen zusammen und wir haben es nach der offiziellen Veranstaltung sogar zu einem gemeinsamen Bier geschafft. Wie es sich eben für ein solches Jubiläum in der Oberpfalz gehört 🙂
Mehr Infos zum aktuellen Studienprogramm gibt es auf der Seite der OTH:
Als Memo für uns selbst noch das Programm von diesem Tag:
Begrüßung
Prof. Dr. Andrea Klug, Präsidentin
Prof. Dr. Jürgen Koch, Dekan Fakultät Maschinenbau/Umwelttechnik
Festgrußwort
Der Studiengang Patentingenieurwesen und seine Bedeutung für den gewerblichen Rechtsschutz
Cornelia Rudloff-Schäffer, Präsidentin DPMA
Talkrunde
Rolf W. Einsele
Silvia Eschenwecker
Bruno Götz
Wolfgang Roidl
Cornelia Rudloff-Schäffer
Dr. Wolfgang Weber
Dank
Prof. Dr. Jürgen Koch, Dekan Fakultät Maschinenbau/Umwelttechnik
Berichte von AbsolventInnen
Veronika Bauer
Christof Dehling
Martha Ittermann
Rainer Schuster
Wolfgang Tannebaum
Abschluss und Get together
https://www.oth-aw.de/informieren-und-entdecken/aktuelles/veranstaltungen/veranstaltungsliste/news/201911085328-20-jahre-patentingenieurwesen/
7 Antworten auf „20 Jahre Patentingenieurwesen an der OTH Amberg-Weiden“
Meinung zum Studiengang Patentingenieurwesen:
Über 20 Jahre PI – ich finde das ist mehr als genug. In letzter Zeit frage ich mich immer mehr: Wem nützt dieser Studiengang Patentingenieurwesen eigentlich noch? Jedenfalls nützt er ehemaligen Absolventen u. Absolventinnen mit Sicherheit doch überhaupt nicht. Warum?
Meiner Meinung nach hat die OTH den Arbeitsmarkt in Bayern für Patentingenieure nahezu totgefüttert! Dies war bereits in Zeiten vor Corona der Fall.
Warum also braucht Bayern noch mehr Patentingenieure? Braucht es in einem überfüllten Teich noch mehr Fische? Braucht es aus meiner Sicht ganz klar nicht!
Dass die Industrie in Bayern händeringend nach Patentingenieuren suchen würde, kann ich beim besten Willen nicht erkennen! Oder wo sind die ganzen regelmäßigen Stellenausschreibungen, in denen dringend nach Patentingenieuren gesucht wird? Selbst eine schlecht ausgebildete Putzfrau bekommt in Bayern inzwischen leichter einen Job als ein Patentingenieur – steile These, aber leider wahr.
Mit diesem Studiengang sitzt man im dümmsten Fall auf etliche Jahre bei seinem aktuellen Arbeitgeber fest, denn wohin soll man innerhalb von Bayern auch wechseln – es gibt ja so gut wie keine offenen Stellen. Einfach mal zum nächsten Arbeitgeber drei Straßen weiter oder in eine Nachbarstadt zu wechseln ist mit diesem Beruf ein Ding der absoluten Unmöglichkeit.
Es kann doch auch nicht Ziel und Anspruch der OTH sein, dass PI-Absolventen alle nur mit Glück, nach ewig langer Suche oder durch Vitamin B in Beschäftigung kommen? Das klingt für mich nicht gerade nach einer tollen Perspektive, wenn man sich für diesen Studiengang entscheidet.
Warum angesichts dieser Entscheidung (D 0003/20 () of 30.4.2021) und der totgefütterten Situation überhaupt noch PI studieren? Ich würde es aktuell niemandem empfehlen. Es gibt doch auch andere Studiengänge oder Ausbildungen, die auch glücklich machen und mehr Flexibilität in Aussicht stellen.
Und wenn man von Anfang an schnellstmöglich Patentanwalt werden will, kann man sich den Weg über die OTH auch gleich ganz schenken, es sei denn man hat viel Zeit und Geld und will 2x studieren. Ich bezweifle, dass die OTH hierzu transparente Aufklärungsarbeit leistet. Warum sollte sie auch.
Den Studiengang komplett einstellen, nach NRW oder Norddeutschland verlagern oder ausschließlich als Fernstudium anbieten, um vermehrt nicht regional verwurzelte Studenten in den Studiengang zu bekommen – all das wäre besser als es so zu lassen wie es ist.
Just my two cents…
Das sind einige valide Punkte. Aktuell kann man PI tatsächlich nicht mehr unumwunden empfehlen, meiner Meinung nach aber hauptsächlich im Hinblick auf eine spätere Karriere als PA. Wäre schön, wenn es ein technisches Aufbaustudium geben würde, wo man sich alles aus PI anrechnen lassen kann. Jobs gibt es für PI-ler aber imho genug, da kann ich dir nicht folgen.
Lieber Christian,
manchen deiner Aussagen kann ich durchaus folgen. Insbesondere ist es mit Blick auf die von dir zitierte Entscheidung tatsächlich fraglich, ob oder wie man aktuell den Studiengang uneingeschränkt empfehlen möchte, da selbst ein anschließender technischer Master an einer Uni ggf. nicht für die gewünschte Zulassung zu einschlägigen Klausuren berechtigt. Betrachtet man diese Entscheidung allerdings im Detail wird klar, dass die Zulassung nicht nur durch den PI-Bachelor, sondern auch durch unglücklich gewählte Module/Masterarbeit scheiterte. Demnach gehe ich davon aus, dass eine Zulassung mittels (rein) technischen Master durchaus noch möglich sein könnte. Inwiefern das auch in 5 Jahren noch der Fall sein wird, steht natürlich in den Sternen und auch deshalb habe ich aktuell Bauchschmerzen wenn es um die Frage nach einer Empfehlung für den Studiengang geht.
Eine Aussage, der ich nicht folgen kann, ist, dass der Markt für Patentingenieure in Bayern übersättigt wäre. Dies mag vielleicht für die Oberpfalz bzw. für einen Radius von 100km um Amberg herum und dort insbesondere für die Industriestellen zutreffen, nicht jedoch für bspw. Firmen in München und/oder Kanzleien in den größeren Städten in Bayern. Inwiefern Kanzleien für Absolventen einen attraktiven Arbeitsplatz bieten können, steht dann natürlich auf einem anderen Blatt. Meiner Meinung nach durchaus, wobei längerfristig die Ausbildung als Patentanwalt angestrebt werden sollte, wenn man weiterhin für Kanzleien tätig sein möchte. Hier kann sich die Katze nun natürlich in den Schwanz beißen, falls den Absolventen nach aktueller und/oder zukünftiger Rechtsprechung dieser Weg versperrt sein/werden sollte. Andererseits möchte ja nicht jeder Patentanwalt werden. Und nur weil es mittlerweile etwas schwieriger geworden ist, einen guten Job als PI-ler zu finden, muss man den Studiengang nicht gleich einstellen. Mit dieser Denkweise müsste man vermutlich 50% der Studiengänge in Deutschland einstellen 😉
Ich sehe die aktuelle Lage deshalb nicht ganz so negativ wie du, habe aber auch meine Bedenken. Eine mögliche Option wäre es, den Bachelor zu streichen und einen entsprechenden Master anzubieten, der bspw. nur mit einem Bachelor belegt werden darf, der mind. 80% Technikanteil aufweist und idealerweise schon von DPMA/EPA als ausreichend für die jeweilige Zulassung akkreditiert wurde. Die Frage, die sich dann aber stellen würde, wäre, ob fertige Bachelorant:innen auf dem gewünschten Weg zum Patentanwalt diesen Master dann überhaupt noch belegen, oder alternativ gleich einen Uni-Master und die klassische Kandidatenausbildung anstreben würden. Und was ist mit den Leuten, die vielleicht gar nicht Richtung Patentanwalt gehen möchten und mit einer (für einen Bachelor-Abschluss) ziemlich gut bezahlten Stelle in der Industrie (außerhalb der Oberpfalz) oder einer Kanzlei auch längerfristig zufrieden sind?
Hallo zusammen,
danke für euer Feedback.
Die zitierte Entscheidung rundet die ganze Misere nur ab, interessiert und betrifft mich und sicherlich auch viele sich im Berufsleben befindliche Leute aber eigentlich gar nicht.
Ich kann ehrlich gesagt auch nicht erkennen, dass in größeren Städten in Bayern intensiv und HÄUFIG/REGELMÄßIG nach Patentingenieuren gesucht wird, weder in Unternehmen noch in Kanzleien.
Ja, München ist sicherlich eine Ausnahme. Dazu muss man aber erstens überhaupt einmal in eine Kanzlei wollen und der Typ dazu sein und sich zweitens vor allem den irrsinnigen Immobilien-Wahnsinn in MUC antun wollen. Insofern ist München für manchen das schlechteste was einem passieren kann.
Zwar werden in anderen Bundesländern auch mehr Patentingenieure nachgefragt, aber da will ja offensichtlich kaum jemand hin. Ziehst du einfach so nach Niedersachsen oder ins unterfränkische Hinterland? Nein eben nicht, weil Freunde und Familie nun mal nicht in Niedersachsen sind.
Wie groß ist Bayern? Wie schon geschrieben wurde, ist es in einem Kreis (Durchmesser 200km) nicht gerade einfach, insofern ist mein „totgefüttert“-Argument aus meiner Sicht leider berechtigt. Die Stellenausschreibungen an der Grenze zu Thüringen oder Österreich gibt es ja genauso wenig. Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich ernüchternd. Wenn du BWL, Maschinenbau, Marketing studiert hast, kannst du auch in einem Unternehmen <500-1000 Mitarbeiter unterkommen. In der Nische PI wird’s schon schwierig bis unmöglich, insofern ist es meiner Meinung nach schon deutlich schwieriger als in anderen Bereichen. Selbst eine Stelle direkt vor der eigenen Haustür würde ja nichts nützen, wenn du für die Stelle zugleich ein Chemiker sein müsstest.
Was soll es helfen den Studiengang „aufzurüsten“, sodass man mit diesem Studiengang ohne Wartezeit und Zweitstudium Patentanwalt werden kann? Und wo bringt man die Leute dann unter? Ich finde es fehlt ganz einfach an der Nachfrage, weil auf jedem Stuhl schon jemand sitzt. Tut mir Leid, aber ich sehe die Situation sehr kritisch – denn Tendenzen zur Besserung sehe ich ganz einfach nicht.
Beispiel Patenttag (auch wenn mein letzter schon eine Weile her ist): die Anwesenden loben den Studiengang schön brav über den grünen Klee, schließlich kann man einen Tag per Weiterbildung blau machen, aber wie viele sind tatsächlich bereit einen Pating. einzustellen oder eine solche Stelle erstmalig zu schaffen. Doch leider verhältnismäßig wenige. Zu wenige – so mein Eindruck.
Für mich ist der Studiengang derzeit ganz einfach ein „Koma-Patient“, den man, wie ich vermute, halt aus Image-Gründen oder ideologischen Gründen nicht einstellen will und wird, obwohl man ein (fast) totes Pferd reitet.
Ist doch klar, dass nur größere Firmen das Geld für einen Pi ausgeben können: Ohne eigene R&D Abteilung, brauchst du keinen Pi. Und Firmen mit entsprechender Größe gibt es eben nicht überall.
Ich bin echt verwundert darüber, dass du fest davon ausgehst oder ausgegangen bist, für eine hochspezialisierte Ausbildung an deinem Wunschstandort einen Job zu finden. Nach meinem Abschluss in 2009 (mit der Finanzkrise im Nacken) wäre ich überall in DE hingezogen und hatte auch Vorstellungsgespräche in Stuttgart und Hamburg. Ich mach doch nicht die Ausbildung zum Dombaumeister und verlange dann, dass Amberg einen Dom baut 🙂 Und dass eine Reinigungskraft leichter eine Stelle findet, ist keine steile These von dir, sondern natürlich Fakt. Die arbeitet aber auch härter und macht einen für die Gesellschaft insgesamt wichtigeren und daher stärker nachgefragten Job.
PS: Aktuell suchen im 200 km Umkreis um Nürnberg: SEMIKRON Elektronik GmbH & Co. KG, BHS Corrugated Maschinen- und Anlagenbau GmbH, Sono Motors, FERCHAU GmbH, …
Es gibt aber auch Pi-ler, die als Quereinsteiger anderswo glücklich geworden sind. Du kannst vielleicht bei der Bahn Projekte koordinieren oder ähnliches.
Hallo Markus,
ich bin nie davon ausgegangen an meinem Wunschstandort einen Job zu bekommen, das wäre ja schon ziemlich naiv. Auch ich war mit der Finanzkrise im Nacken zu Vorstellungsgesprächen in Frankfurt a.M. , Esslingen, etc., um am Ende ähnlich weit entfernt unterzukommen.
Aber aus deiner Antwort lese ich ja schon ein Stück weit heraus, dass es bereits damals, Finanzkrise hin oder her, nicht ganz einfach war. Vielleicht bin ich da zu anspruchsvoll, zu realitätsfern oder was auch immer, aber lustig oder zufriedenstellend finde ich die Situation halt leider nicht. Zur Bahn möchte ich eigentlich nicht, mein Job macht mir durchaus Spaß. 😉
Na endlich. Den derzeitigen Bewerbungsstopp kann man aus den oben genannten Gründen eigentlich nur begrüßen. Ich hoffe das bleibt so und man beendet das Kapitel.