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iENA Erfindermesser 2012

Blick vom Eingang, Fotografieren war ansonsten verboten
Blick vom Eingang, Fotografieren war ansonsten verboten

Alexander und ich sind gerade aus der iENA Erfindermesser in Nürnberg raus. Wir sind heute an unserem freien Tag (wir arbeiten in Bayern und heute ist Allerheiligen) freiwillig früh aufgestanden und waren von 9:00 bis 11:30 dort. Die Messe ist relativ klein, eine Halle, und voll mit interessanten Leuten. Viele Erfindervereine, ein paar Schulen, ein paar Institute und ansonsten nur Einzelerfinder aus aller Welt. Wir haben einige interessante Produkte gesehen, für die aber meist von den Erfindern schon ein Gebrauchsmuster oder Patent angemeldet wurde, und für die jetzt eigentlich nur noch Hersteller gesucht werden. Die Aussteller dort haben also oft fertige Produkte dabei, inklusive kleinem Werbefilmchen, Webauftritt, Prospekt und Prototyp, für die sie einen (Ver-)Käufer suchen. Oft sind deren Schutzrechte, die sie ja selbst ohne große Hilfe gemacht haben, aber so schlecht, dass jeder Wettbewerber die Idee wohl nachahmen oder umgehen können wird. Zudem waren auf der Messe scheinbar keine Firmen vertreten, die als (Ver-)Käufer dienen könnten. Zusammengefasst waren wir wohl ein wenig von den Erfindungen enttäuscht 😀 Was es braucht, wäre ein Marktplatz wo Erfinder gut beraten und anschließend mit Verwertern zusammengebracht werden. Das haben wir auch den Damen von daub (ganz unten) erzählt.

Ansonsten möchte ich mich für den besserwisserischen Ton dieses Posts entschuldigen. Als Außenstehender hat man es ja immer leicht und weiß alles besser. Es ist nur schade, wie wenig die kleinen Erfinder unterstützt werden und wie laienhaft sie sich zwangsläufig verhalten 🙁 Naja, es gibt ja immerhin SIGNO vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Die waren übrigens auch da.

Ein paar Eindrücke von der iENA:

Wir haben an einem Stand aus Afrika jemanden gesehen, der den Retarder erfunden hat. Der hat mir irgendwie am meisten Leid getan, denn wie alle Erfinder war er absolut davon überzeugt, dass sein Produkt neu und einzigartig ist. Ich habe dann versucht, ihm am iPhone eine Animation aus dem Web zu suchen, die seine Erfindung schön darstellt. Trotzdem war er sich sicher, dass das Ding neu ist 🙂 (So gesehen ist der Retarder ja schon ein geniales Ding…)

Wir haben auch einen großen Haufen an bekannten Gegenständen gesehen, die es jetzt in „neu und erfinderisch“ mit Sonnenkollektoren oben drauf gibt. Zum Beispiel auf dem Autodach. Kann man leider auch alles schon kaufen.

Ein Österreicher hat ein verschraubbares Parkett erfunden, bei dem eine nicht gerade einfache Konstruktion aus Schrauben und Federn (weil Holz lebt) in den Parkettbrettern eingebaut ist und diese fest miteinander verbindet. Wir haben ihn nach dem Vorteil zum mittlerweile gängigen Klickparkett gefragt, da war er dann eher säuerlich.

Hier mal ein Beispiel für jemanden, der mir auch sehr Leid getan hat: Deutsches Patent DE102010035764B4, erster und einziger Anspruch:

1) Geräteträger an Schubkarren dadurch gekennzeichnet, dass ein mittels eines Klemmsystems (3) und einer bzgl. Holmabstände und -winkel selbsteinstellenden Schwenklagerung (2) an den Schubkarrenholmen befestigter Behälter (1) ein von der Schubkarrenwanne getrenntes Mitführen von Gegenständen erlaubt und bei Anheben der Holme durch selbsttätiges Schwenken diese Bewegung ausgleicht.

Oha, dann mach ich das Ding einfach für Sackkarren und wenn der Käufer es auch an Schubkarren festmachen kann, dann hat er halt Glück gehabt… Und jetzt hat der Mann da wirklich viel Zeit und Geld investiert. Er war sogar bei einer kurzen Erstberatung beim Patentanwalt und wurde scheinbar vom DPMA auch unterstützt. Ich finde, da sollten die Mitarbeiter im DPMA ihm fast abraten und zumindest so oft zum Anwalt schicken, bis die Ansprüche stehen. Nur ein Anspruch und der ist so eng, dass man ihn sehr einfach umgehen kann? Ich habe das Gefühl, dass er fast schon verarscht wurde. Naja, deswegen heißt es bei uns wohl „gewerblicher Rechtsschutz“, denn dem Einzelerfinder wird bei uns nicht sehr geholfen.

Weitere lustige Idee: Poo-Stop. Eine Vorrichtung aus Papier, die man in den Tiefspüler legt und ihn damit kurzzeitig zum Flachspüler macht. Der Kot bleibt auf dem Poo-Stop liegen und wenn jemand Kinder hat, kann er dort einfach den Abstrich für den Arzt einsammeln. Dann spült man das ganze Ding einfach runter und fertig. Hier gibt es ein PDF dazu. Die Frau war schon 2011 auf der iENA und ich frage mich, warum man das Ding noch nicht in jeder Apotheke kaufen kann.

x-wash, eine Waschanlage für Menschen. Genau das Richtige für Rock im Park. Oder zum Dekontaminieren. Super Idee. Über den Namen müsste man allerdings noch mal reden, denn es gibt auch die „X Wash Mobile Car Spa„.

Es gab dort aber auch einen Fusionsreaktor, einen Hundekragen der auf Knopfdruck über den Kopf des Tieres fährt und es am Jagen hindert, eine Solarboje mit Luftpumpe, die Seen mit Sauerstoff versorgen kann usw. usw. zu sehen. Wirklich abgefahrene Sachen.

Mehr meta: daub Right Exchange will Rechteinhaber und Rechteverwerter zusammenbringen. Schöne Webseite, nette Gründerinnen usw. Die Idee an sich ist auch charmant: Ein Erfinder meldet ein Patent in Deutschland an, kann sich aber mehr nicht leisten. Ein Unternehmen kommt über die Webseite auf ihn zu und kümmert sich dann um internationale Patent und die restliche Verwertung bis zum Produkt. Man soll über die Webseite auch Know-How austauschen können (was ich für gefährlich halte, denn es ist zu dem Zeitpunkt noch nicht durch Schutzrechte geschützt) und es werden auch Patentbewertungen angeboten (einen Eurobetrag an einem Schutzrecht festzumachen halte ich für unmöglich, DIN 77100 hin oder her…). Es gibt übrigens auch hier schon andere Anbieter auf dem Markt, bei denen man sein Know-How abliefern kann. Ich frage mich, wann die mal großflächig gehackt werden. Ich glaube nicht, dass die so viel Wert auf Computersicherheit legen, wie die Unternehmen deren Know-How sie anhäufen.

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